Novalis: Vermischte Bemerkungen / Analecta

(Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg), * Oberwiederstedt (=) Wiederstedt bei Hettstedt) 2. 5. 1772, † Weißenfels 25. 3. 1801.

Retrato de Novalis

Novalis

 


VERMISCHTE BEMERKUNGEN


ANALECTA


15. Leben ist der Anfang des Todes. Das Leben ist um des Todes willen. Der Tod ist Endigung und Anfang zugleich – Scheidung und nähere Selbstverbindung zugleich. Durch den Tod wird die Reduktion vollendet.

17. Die Fantasie sezt die künftige Welt entw[eder] in die Höhe, oder in die Tiefe, oder in der Metempsychose, zu uns. Wir träumen von Reisen durch das Weltall – Ist denn das Weltall nicht in uns? Die Tiefen unsers Geistes kennen wir nicht – Nach Innen geht der geheimnißvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten – die Vergangenheit und Zukunft. Die Außenwelt ist die Schattenwelt – Sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich. Jezt scheints uns freylich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos – Aber wie ganz anders wird es uns dünken – wenn diese Verfinsterung vorbey, und der Schattenkörper hinweggerückt ist – Wir werden mehr genießen als je, denn unser Geist hat entbehrt.

23. Das willkührlichste Vorurtheil ist, daß dem Menschen das Vermögen außer sich zu seyn, mit Bewußtseyn jenseits der Sinne zu seyn, versagt sey. Der Mensch vermag in jedem Augenblicke ein übersinnliches Wesen zu seyn. Ohne dies wär er nicht Weltbürger – er wäre ein Thier. Freylich ist die Besonnenheit in diesem Zustande, die Sich Selbst Findung – sehr schwer, da er so unaufhörlich, so nothwendig mit dem Wechsel unsrer übrigen Zustände verbunden ist. Je mehr wir uns aber dieses Zustands bewußt zu seyn vermögen, desto lebendiger, mächtiger, genügender ist die Überzeugung, die daraus entsteht – der Glaube an ächte Offenbarungen des Geistes. Es ist kein Schauen – Hören – Fühlen – es ist aus allen dreyen zusammengesezt – mehr, als alles Dreyes – eine Empfindung unmittelbarer Gewisheit – eine Ansicht meines wahrhaftesten, eigensten Lebens – die Gedanken verwandeln sich in Gesetze – die Wünsche in Erfüllungen. Für den Schwachen ist das Factum dieses Moments ein Glaubensartickel.
Auffallend wird die Erscheinung besonders beym Anblick mancher menschlicher Gestalten und Gesichter – vorzüglich bey der Erblickung mancher Augen, mancher Minen, mancher Bewegungen – beym Hören gewisser Worte, beym Lesen gewisser Stellen – bey gewissen Hinsichten auf Leben, Welt und Schicksal. Sehr viele Zufälle, manche Naturereignisse, besondre Jahrs und Tageszeiten liefern uns solche Erfahrungen. Gewisse Stimmungen sind vorzüglich solchen Offenbarungen günstig. Die Meisten sind augenblicklich – Wenige verziehend – die Wenigsten Bleibend. Hier ist viel Unterschied zwischen den Menschen. Einer hat mehr Offenbarungsfähigkeit, als der Andre – Einer mehr Sinn, der andre mehr Verstand für dieselbe. Der Leztere wird immer in ihrem sanften Lichte bleiben; wenn der Erstere nur abwechselnde Erleuchtungen aber hellere und mannichfaltigere hat. Dieses Vermögen ist ebenfalls Kranckheitsfähig, entw[eder] Überfluß an Sinn und Mangel an Verstand – oder Überfluß an Verstand und Mangel an Sinn bezeichnet.


15. La vida es el comienzo de la muerte. La vida es por mor de la muerte. La muerte es finalización y comienzo a la vez, a la vez separación y más próxima unión de sí. Por la muerte se consuma la reducción.

17. La fantasía ubica el mundo futuro colocándolo, o bien en la altura, o bien en la profundidad, respecto a nosotros, o lo hace en la metempsicosis. Soñamos con viajes por el universo. ¿Es que no está el universo en nosotros? No conocemos las profundidades de nuestro espíritu. Hacia Adentro va el camino misterioso. En nosotros, o en ninguna parte, está la eternidad con sus mundos, el pasado y futuro. El mundo exterior es el mundo de las sombras, arroja sus sombras al reino de la luz. Por cierto ahora el interior nos parece tan oscuro, solitario, amorfo, pero qué distinto nos parecerá, cuando el eclipse haya pasado y el cuerpo sombrío se haya retirado. Gozaremos más que nunca, pues nuestro espíritu ha carecido.

23. El prejuicio más arbitrario es que al hombre le esté negada la facultad de ser fuera de sí, de ser con conciencia más allá de los sentidos. El hombre puede ser a cada instante un ser suprasensorial. Sin esto no sería un ciudadano del mundo, sería un animal. En verdad, el discernimiento en este estado, el encuentro de sí mismo, es muy difícil, ya que está unido tan incesante, tan necesariamente con el intercambio de nuestros restantes estados. Cuánto más conscientes, empero, podemos ser de este estado, tanto más vivaz, poderosa, satisfactoria es la convicción que surge de ello; la fe en genuinas revelaciones del espíritu. No es un contemplar, oír, sentir, está compuesto por los tres en su totalidad, es más que la totalidad de los tres, una sensación de inmediata certeza, una visión de mi vida más propia y más verdadera, los pensamientos se transforman en leyes, los deseos en realizaciones. Para el débil es el factum de este momento un artículo de fe.
Sorprendente se torna la visión, especialmente al observar algunas figuras y rostros humanos, sobre todo al divisar algunos ojos, algunos gestos, algunos movimientos, al oir ciertas palabras, al leer ciertos lugares, en ciertos respectos de la vida, el mundo y el destino.Muchas casualidades, algunos sucesos naturales, particulares estaciones del año y horas del día nos ofrendan experiencias semejantes. Ciertos estados de ánimo son especialmente propicios a tales revelaciones. La mayoría son instantáneos, pocos se detienen, los menos permanecen. Aquí hay mucha diferencia entre los hombres. Uno tiene más capacidad para la revelación que el otro. Uno más sentido, el otro más entendimiento para la misma. Éste último permanecerá siempre en su luz tenue, mientras que el primero sólo tiene iluminaciones esporádicas, pero más claras y diversas. Esta facultad es también capaz de enfermar, enfermedad que denota o bien profusión de sentido y carencia de entendimiento, o bien profusión de entendimiento y carencia de sentido.

34. Interresse ist Theilnahme an dem Leiden und der Thätigkeit eines Wesens. Mich interressirt etwas, wenn es mich zur Theilnahme zu erregen weiß. Kein Interresse ist interressanter, als was man an sich selbst nimmt – sowie der Grund einer merckwürdigen Freundschaft und Liebe, die Theilnahme ist, zu der mich ein Mensch reizt, der mit sich selbst beschäftigt ist, der mich durch seine Mittheilung gleichsam einladet an seinem Geschäfte theil zu nehmen.

34. Interés es participación en el sufrimiento y actividad de un ser. Algo me interesa, cuando sabe incitarme a la participación. Ningún interés es más interesante que el que se toma en uno mismo; tal como el fundamento de una notable amistad y amor, es la participación hacia la cual me atrae una persona que está ocupada consigo misma, la que por su comunicación, me invita, por así decirlo, a participar de su ocupación.

43. In sich zurückgehn bedeutet bey uns, von der Außenwelt abstrahiren. Bey den Geistern heißt analogisch, das irrdische Leben eine innre Betrachtung – ein in sich Hineingehn – ein immanentes Wircken. So entspringt das irrdische Leben aus einer ursprünglichen Reflexion – einem primitiven Hineingehn, Sammeln in sich Selbst – das so frey ist, als unsre Reflexion. Umgekehrt entspringt das geistige Leben in dieser Welt aus einem Durchbrechen jener primitiven Reflexion – der Geist entfaltet sich wiederum – der Geist geht zu sich selbst wieder heraus – hebt zum Theil jene Reflexion wieder auf – und in diesem Moment sagt er zum Erstenmal – Ich. Man sieht hier, wie relativ das Herausgehn und Hineingehn ist. Was wir Hineingehn nennen, ist eigentlich Herausgehn – eine Wiederannahme der anfänglichen Gestalt.

45. Wo ächter Hang zum Nachdenken, nicht blos zum Denken dieses oder jenes Gedankens, herrschend ist – da ist auch Progredibilitaet. Sehr viele Gelehrte besitzen diesen Hang nicht. Sie haben schließen und folgern gelernt, wie ein Schuster das Schuhmachen, ohne je auf den Einfall zu gerathen, oder sich zu bemühen den Grund der Gedanken zu finden. Dennoch liegt das Heil auf keinem andern Wege. Bey vielen währt dieser Hang nur eine Zeitlang – Er wächst und nimmt ab – Sehr oft mit den Jahren – oft mit dem Fund eines Systems, das sie nur suchten, um der Mühe des Nachdenkens ferner überhoben zu seyn.

68. Eine Übersetzung ist entweder grammatisch, oder verändernd, oder mystisch. Mystische Übersetzungen sind Übersetzungen im höchsten Styl. Sie stellen den reinen, vollendeten Karacter des individuellen Kunstwercks dar. Sie geben uns nicht das wirklich Kunstwerck, sondern das Ideal desselben. Noch existirt, wie ich glaube kein ganzes Muster derselben. Im Geist mancher Kritiken und Beschreibungen von Kunstwercken trift man aber helle Spuren. Es gehört ein Kopf dazu, in dem sich poëtischer Geist und philosophischer Geist in ihrer ganzen Fülle durchdrungen haben. Die griechische Mythologie ist zum Theil eine solche Übersetzung einer Nationalreligion. Auch die moderne Madonna ist ein solcher Mythus.
Gramatische Übersetzungen sind die Übersetzungen im gewöhnlichen Sinn. Sie erfordern sehr viel Gelehrsamkeit – aber nur discursive Fähigkeiten.
Zu den Verändernden Übersetzungen gehört, wenn sie ächt seyn sollen, der höchste, poëtische Geist. Sie streifen leicht in die Travestie – wie Bürgers Homer im Jamben – Popens Homer – die Französischen Übersetzungen insgesammt. Der wahre Übersetzer dierser Art muß in der That der Künstler selbst seyn und die Idee des Ganzen beliebig so oder so geben können – Er muß der Dichter des Dichters seyn und ihn also nach seiner und des Dichters eigner Idee zugleich reden lassen können. In einem ähnlichen Verhältnisse steht der Genius der Menschheit mit jedem einzelnen Menschen.
Nicht blos Bücher, alles kann auf diese drey Arten übersezt werden.

43. Volver sobre sí equivale entre nosotros, a abstraer del mundo exterior. Entre los espíritus, análogamente, significa la vida terrenal una contemplación interior, un entrar en sí, un efecto inmanente. Así, surge la vida terrenal de una reflexión primigenia, de un entrar primitivo, un concentrarse en sí mismo, que es tan libre como nuestra reflexión. A la inversa, la vida espiritual surge en este mundo de una penetración de aquella primitiva reflexión, el espíritu se despliega de nuevo, el espíritu sale nuevamente hacia sí mismo, vuelve a superar en parte aquella reflexión, y en este momento dice por primera vez: Yo. Se ve aquí cuán relativo es el salir y el entrar. Lo que llamamos entrar es en realidad salir, una readmisión de la forma inicial.


45. Donde reina la afición a reflexionar, no simplemente a pensar tal o cual pensamiento, ahí hay también progresión. Muchos eruditos no poseen esta afición. Han aprendido a concluir y argumentar, como un zapatero a hacer zapatos, sin ocurrírseles jamás, o sin preocuparse por encontrar el fundamento de los pensamientos. No obstante, la salvación no se halla por ningún otro camino. Para muchos esta afición perdura sólo un cierto tiempo. Crece y disminuye, muy a menudo con los años, a menudo con el hallazgo de un sistema, que sólo buscaron para ser ulteriormente dispensados del esfuerzo de reflexionar.

68. Una traducción es o bien gramatical, o transformadora, o mítica. Traducciones míticas son traducciones en estilo supremo. Representan el carácter puro, consumado de la obra de arte individual. No nos dan la obra de arte real, sino el ideal de la misma. Aún no existe, según creo, una muestra total de ellas. En el espíritu de algunas críticas y descripciones de obras de arte se encuentran sin embargo huellas nítidas. Se necesita una cabeza en la que el espíritu poético y el espíritu filosófico se hayan compenetrado en toda su plenitud. La mitología griega es en parte una traducción semejante de una religión nacional. También la moderna madona es un mito semejante.
Traducciones gramaticales son las traducciones en el sentido acostumbrado. Requieren mucha erudición, pero sólo habilidades discursivas.
A las traducciones transformadoras, si han de ser genuinas, les corresponde el espíritu supremo, el espíritu poético. Rozan ligeramente el travestismo, como el Homero de Bürger en yambos, el Homero de Popen, las traducciones francesas en su totalidad. El verdadero traductor de esta clase debe ser en efecto el artista mismo y poder ofrecer a voluntad, de una u otra manera, la idea del todo. Debe ser el poeta del poeta y poder por tanto hacerlo hablar simultáneamente según su idea y la propia de aquel. En una relación semejante se encuentra el genio de la humanidad con cada hombre en particular.
No meramente libros, todo puede traducirse de estas tres maneras.

(Traducción: Helena G. Quinteros)