Auf Urnen... / Sobre dos urnas...

 

 

001 - 1582

En la muerte de dos señoras mozas, hermanas, naturales de Córdoba

 

Sobre dos urnas de cristal labradas,
de vidrio en pedestales sostenidas,
llorando está dos ninfas ya sin vidas
el Betis en sus húmidas moradas,

tanto por su hermosura dél amadas,
que, aunque las demás ninfas doloridas
se muestran, de su tierno fin sentidas,
él, derramando lágrimas cansadas:

«Almas», les dice, «vuestro vuelo santo
seguir pienso hasta aquesos sacros nidos,
do el bien se goza sin temer contrario;

que, vista esa belleza y mi gran llanto,
por el cielo seremos convertidos,
en Géminis vosotras, yo en Acuario.»

001 - 1582

Auf das Absterben zweier junger Schwestern, aus Córdoba gebürtig

 

Auf Urnen (1) aus geschliffenem Kristall
– eine jede auf Glassockel gestützt –,
den Hingang zweier Nymphen beweint Baetis (2)
und benetzt ihre Wohnstatt überall;

der Schöne wegen von ihm so geliebt
waren sie, daβ, wenn auch die andren Nymphen
traurig und über ihr zartes Ende bekümmert
sind, er spricht, indem er müde Zähren vergieβt,

also: »Seelen, eurem heiligen Flug
zu folgen, gedenk’ ich, bis zu den Nestern,
in deren Heiligtum man das Glück ohne Furcht

genießt vor Unheil, da, aufgrund der Schöne
und meines Weinens, werden wir vom Himmel
verwandelt: ich in Wassermann, ihr in Zwillinge.


(1) Es war häufig, die Flüsse als eine Urne unter dem Arm haltende Götter darzustellen. Urnen sind hier nicht nur als Gefäβe für die Asche der Verstorbenen, sonder auch für die Tränen des personifizierten Flusses zu verstehen.

(2) Der Baetis der Alten, heute Gualdalquivir (spr. -kiwihr), arab. Wâd al-Kebîr (d. h. ›der große Fluß‹): Fluß in Südspanien.